Conill Paris 2023

Wie jedes Jahr geht es wieder nach Paris. dieses Mal schon am 6. Oktober, denn zum Monatsende ist ja die EM in Südfrankreich, also ist der Termin für die Traditionsregatta Pinatel / Conill vorverlegt.

Matthias ist schon seit dem Lüer-Preis von Wien angereist und macht bei uns Home-Office. Nach dem letzten Call geht es um ca 16:00 Uhr Richtung Westen. Wir sind gut gelaunt unterwegs und resümieren noch mal den Lüer-Preis, 7. Platz – ein gutes Training. Wir frohlocken schon vor Mitternacht im CVP ankommen zu können, da fragt Matthias plötzlich, warum sind da soviel rote Lichter ? Die Hauptautobahn nach Paris ist gesperrt. Jetzt muss der ganze Schwerlastverkehr durch 3 Kassen an der Peage. 1 Stunde plus und ein Weg über die Dörfer und gefühlte 100 Kreisverkehre. Um 1:00 Uhr kommen wir an. Das Terrain kennen wir gut und es strahlt die gewohnte herrliche Ruhe aus.

Am nächsten Morgen hilft Matthias mir die Masten abzuladen. Dann muss er wieder ins Home-Office / Wohnmobil. Jetzt kommt die Routine – Boot aufbauen. Mast vorbereiten, kleine Gelcoat-Arbeiten usw. das Wetter wird immer wärmer. Die Vorhersage für das Wochenende ist ja 26 Grad. Nun trudeln auch die Bodes ein. Alexander segelt mit Philippe Treanton. Ein alter Haase auf der Seine.

Abends geht es nach Paris. Mit Klaus und Alexander wollen wir mal wieder Meeresfrüchte essen. Im Terminus Nord am Gare du Nord ist für uns ein Platz reserviert. Ein erstes Highlight dieser Tour.

Freitagfrüh gibt es im Club schon ein Frühstück am riesigen offenen Kamin. Hier sorgt das Treibgut der Seine für wohlige Wärme im Clubhaus. Nach dem Aufbauen und Kranen der Boote gibt es das erste Menü zu Mittag, mehrgängig. Das anschließende Briefing ist wie immer, es wird viel geredet auf Französisch und ein bisschen auf Englisch, aber wir kennen die Parameter und sehen das lässig. Judging auf dem Wasser – kann man sich eigentlich sparen, aber auch das kennen wir.

Die Windprognose ist mager aber die Sonne lacht. Es ist etwas Westwind angesagt. Das ist aus Erfahrung eine Chance für uns, denn es bedeutet, ca. 5 Minuten kreuzen mit dem Strom bis zur Luvtonne und dann 30 Minuten gegen den Strom vor Wind. Da sind wir klar im Vorteil, als leichte Mannschaft, aber auch mit den Erfahrungen aus 25 Regatten auf diesem Revier.

Unser 1. Start ist schlecht, wir kommen nur mit dem Strom zur Luvtonne und sehen das Feld vor uns. Mühsam mit einigen Schiften kommen wir zum Lee-Fass. Dort ist großes Wooling. Wir nutzen das und mogeln uns mit dem letzten Schwung durch den Pulk und kommen als 5. ins Ziel.

Es wird immer nur eine Runde gesegelt.

Wir sind nicht begeistert aber zufrieden, dass wir dabei waren. Dass der Engländer Keri Harris gut ist sehen wir schon hier. Wie auch der Vorjahressieger Philippe Pedronno knapp vor uns, 6. beim Lüer-Preis.

Der 2. Start wird besser. Matthias fordert mich schon vorher, wo wollen wir starten, wo werden die anderen sein usw. Wir fahren da wo Wind ist und lassen laufen. Wir sind unter den ersten 5 an der Wendemarke und gehen auf die lange Vorwindtour. Das Feld zieht sich eher auseinander als dass von hinten frischer Wind kommt. Der kommt eben teilweise über den Berg im Norden. Wir liegen an dritter Stelle vor dem Lee-Fass. Obwohl wir hinkommen würden, schiften wir noch mal nach links, um nach der nächsten Schifte mit frischem Wind mit backbord und Innen-Raum an die Tonne zu kommen. Wir liegen vorne und verteidigen uns erfolgreich gegen 2 Mitstreiter, die von beiden Seiten angreifen.

Nun fühlen wir uns wieder wie in alten Zeiten. Es geht doch.

Der 3. Lauf geht ähnlich, wir liegen am Lee-Fass an 3.Stelle als sich noch eine Lücke auftut, in die wir hineinsegeln. Das löst aber den Unmut von unserem englischen Freund aus. Ich sage zu Matthias, weißt du was, wir machen jetzt mal eben einen 360er, dann ist das Thema erledigt.

Wir fallen zwar auf den 3. Platz zurück können den aber gerade halten.

Abends sind wir sicher, dass wir gut liegen, aber dass es sogar der 1. Platz ist verwundert uns. Keri Harris hat im 3. Lauf einen NSC, was ist das ? Wie sich später herausstellt, hat er den Kurs nicht richtig abgesegelt. Er ist zwischen Wettfahrtleitung und der Tonne durchgesegelt, statt
zwischen den beiden Tonnen. Dadurch werden wir in dem lauf 2. und freuen uns mit dem Kringel auch alle Probleme im Griff zu haben.

Nun geht es am Samstag bei gleichen Bedingungen weiter. Wir taktieren ganz cool, weil wir nun wissen, da geht was. Wir sind eingespielt, ich kenne das Revier seit über 40 Jahren und der Westwind ist unsere Chance. Wir Segeln 3, 6, 2. Verlieren aber den Überblick, da Herve heute
sehr gut segelt. Wir haben 3 Konkurrenten, die auch immer dabei waren.

Es gibt noch einen 7. Start. Wir haben Frühstart bei Uniform. Das registrieren wir auf dem Vorwindkurs. Da wir kurz vor Einbrechen der Dunkelheit sind legen wir an und rollen die Segel. Da kommt plötzlich der Wettfahrtleiter vom anderen Steg zu uns. Er will uns beruhigen, da er gleich wegen zu wenig Wind abschiessen wird. Mit der netten Geste hatte wir nicht gerechnet.

Beim Aushang der Ergebnisse registrieren wir, dass wir wieder vorne liegen, sogar mit Vorsprung, insbesondere da wir einen guten Streicher haben.

Es wird ein spektakulär schöner Abend im blauen Blazer und Club-Krawatte. Feiern können die Franzosen. Bei Magret de Canard und clubeigenem Bordeaux aus Magnum-Flaschen und einem Kunstwerk an Dessert werden diverse Reden gehalten. Wir erfahren viel über die Historie des Clubs, dieses Jahr geht es um keinen geringeren als Claude Monet, der 4 Jahre Clubmitglied war, bis er den Beitrag nicht mehr zahlen konnte – lol. Die Impressionisten haben die Geschichte des
Vereins geprägt. Gustave Caillebotte war im Vorstand und hat neben der Malerei auch Segelboote gezeichnet und gebaut.

Wir gehen ausgeglichen zu Bett, denn am Sonntag sind nur 2-3 Knoten aus Süd angesagt. Die Sonne scheint mit 26 Grad und der Wind ist am Samstag auch erst ab 14:00 Uhr gekommen.

Sonntag, frühes Frühstück vor dem Kamin. Es ist noch kalt und der Nebel liegt über der Seine. Briefing um 10:00 Uhr bei schönstem Sonnenschein und Flaute. Der Wettfahrtleiter verkündet eine Startbereitschaft bis 11:30 Uhr. Also warten. Viele Gedanken gehen einem durch den Kopf. Wenn es nur einen Lauf gibt müssen wir nur 4. werden.

Dann ist es endlich soweit AP geht runter und wir haben gewonnen. Mein erster Sieg mit Matthias.

Bei der Siegerehrung erscheinen wir im CVP-Hemd. Auf dem riesigen Wanderpreis wird nun bald ein 5. Schild mit meinem Namen angebracht, 3 x als Crew und 2 x als Skipper.

Nächstes Jahr. 1.2.3. November. !!!! Paris muss man mal erlebt haben.

An alle Starbootsegler – wir wünschen euch einen schönen Winter mit vielen Erinnerungen an die Starboot- Saison

Matthias und Uwe

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