Tschüss Jörg
Am Dienstag, den 19.02.2019 ist Jörg Ricken, ein langjähriges Mitglied der Essener-Flotte im Alter von 66 Jahren verstorben. Es bleiben viele schöne Erinnerungen bei diversen Regatten und Segelfeiern. Die Essener-Flotte trauert um einen guten Freund und einen exzellenten Segler. Wir werden ihn in bester Erinnerung behalten.
In gedenken an Jörg hat Detlef einen Nachruf verfasst:
Tschüss Jörg,
es muss 1966 oder 1967 gewesen sein. Da saß in der Obertertia des Helmholtz-Gymnasiums einer hinter mir, der mir sympathisch war.
Jörg war Segler und zu diesem Zeitpunkt schon ein Star, hatte er doch schon 1966 an der Opti-WM in Miami teilgenommen. Er nahm mich mit in den Ruhrland, es begann eine wunderbare Zeit. Während alle anderen sich im Piraten versuchten, segelt Jörg schon Korsar G 1475 mit Mecki Rückert an der Vorschot und zählte auch überregional zu den Spitzenleuten in der Klasse.
Auch außerhalb der Schule und der Segelei wurden die damaligen Jugendlichen im Ruhrland dickste Freunde und erlebten alles gemeinsam, was Jugendliche und Heranwachsende so meinen erforschen zu müssen. Die ersten Urlaube ohne Eltern, vor allem aber auch die ersten großen Regatten. Geschichten von der Travemünder Woche 1970, 1971 und 1972 mit Pirat/Korsar und der Kieler Woche 1973, 1974 und 1975 mit dem Starboot können ganze Abende füllen, auch Geschichten, die man den eigenen Kindern später besser nicht erzählte.
1972 begann unsere Starbootzeit, eine Verbundenheit, die bis heute ungebrochen ist. Die Ruhrland-Junioren segelten Vorschot, Jörg bei der WM 1974 in Laredo mit Pummel Kuke aus Berlin, noch einmal mit Pummel 1975 bei der WM in Chicago. 1975 gewannen die beiden die Kieler Woche. In dieser Zeit war er auf Regatten in ganz Europa unterwegs. Zusammen waren wir beide auch immer wieder auf geliehenen Schiffen (und geliehenen Autos) gemeinsam am Start.
Auf dem Baldeneysee wurde Folkeboot gesegelt. Jörg als Steuermann auf F G 335, ich an der Fock; der Eigner Horst Bongartz durfte auch mitfahren. Wir gewannen auf dem Baldeneysee alles was zu gewinnen war. Bei diversen Kieler Wochen und Deutschen Meisterschaften gehörte Jörg zu den Spitzenseglern in der Klasse.
In den 80er Jahren wurde es dann zwangsläufig etwas ruhiger. Jörg machte sich beruflich mit der Segelmacherei selbständig, Familie und Kinder forderten ihren Tribut. Von 1987 bis 2001 war er als Jugendwart Vorstandsmitglied im Ruhrland. Er hat in dieser Zeit durch sein Engagement und vor allem durch seinen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen für eine Blütezeit des Jüngsten- und Jugendsegelns im Ruhrland gesorgt, die davor und danach ohne Beispiel ist. Jahrelang waren Kinder und Jugendliche aus seiner Jugendriege in den Kadern des SV NRW vertreten und seglerisch mit Erfolg in der ganzen Welt unterwegs.
Jetzt ist er mit 66 Jahren von Bord gegangen. Er hatte sich gerade selbst in den Ruhestand versetzt und wollte das Leben genießen. Vielleicht hätte man ihn auch noch einmal an die Pinne locken können. Im Starboot liegt die Altersgrenze bekanntlich erst etwa bei 80 Jahren. Und zur Not hätte es ja auch immer noch Folkeboote gegeben.
Es ist alles sehr traurig.
Die Essener Segler und vor allem auch die Starbootflotte werden ihn nicht vergessen.